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„Wissenschaft und Politik stehen in einer dynamischen Beziehung zueinander: Politik stützt sich auf Wissenschaft, um bestimmte Maßnahmen zu untermauern. Und Wissenschaft kann von politischem Interesse profitieren. Diese Dynamik beeinflusst auch Forschungsinhalte und Forschungspraxis.“

Sheila Weiss, Historikerin

Noch heute befindet sich im Erdgeschoss der Ihnestraße 22 ein Hörsaal. Hier hielten Mitarbeiter*innen des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik Fortbildungen für Ärzte und Beamte über Prinzipien der Vererbung. Die Idee dahinter: Nur mit einem Verständnis für Vererbung lassen sich eugenische Maßnahmen entwickeln. Die Eugenik erklärte einige Bevölkerungsteile aufgrund ihrer Gene für erwünscht und andere für unerwünscht.

Die Schulungen zeigen: Am Institut waren Forschung und Politik eng verbunden. Der Staat erhoffte sich von der Wissenschaft eine fundierte Basis für bevölkerungspolitische Maßnahmen. Das Institut wiederum profitierte durch finanzielle Förderung vom Interesse des Staates.

Stundenplan der Fortbildung „Erblehre und Eugenik“, 1933. Es sind 9 Tage mit 40 Veranstaltungen aufgelistet. Einige Titel, zum Beispiel „Rassenprobleme“, sind rot markiert. Zu diesen finden sich auf der Website und in der Ausstellung mehr Informationen.
Stundenplan der Fortbildung in „Erblehre und Eugenik“, 1933 Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem, Abt. III., Rep. 48, Nr. 49

Im März 1933 kamen 60 Beamte aus verschiedenen Ministerien für eine Woche zu einer Fortbildung in „Erblehre und Eugenik“ zusammen. Solche Kurse wurden bereits in der Weimarer Republik angeboten und im Nationalsozialismus fortgeführt.

Schwarz-Weiß-Foto. Perspektive von der Ihnestraße auf das Hauptgebäude des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik.
Das Hauptgebäude des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik, nach 1936 Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem, Abt. VI. Rep. 1, Nr. KWI-Anthrop I/4b
Foto von drei Personen in einem Untersuchungszimmer. Eine Person in Kittel oder Kleid fotografiert eine sitzende Person im Profil. Daneben steht das Zwillingsgeschwister der fotografierten Person.
Ein Zwillingspaar bei Fotoaufnahmen im Institut, um 1930 ullstein bild
Eugen Fischer bei einer Rede an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, 1933
Eugen Fischer bei einer Rede an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, 1933 Süddeutsche Zeitung Photo/Scherl
Schwarz-Weiß-Foto. Perspektive von der Ihnestraße auf das Hauptgebäude des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik um 1933/34. Auf einer Fahnenstange weht die Hakenkreuzflagge.
Das Hauptgebäude des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik mit Hakenkreuzflagge, um 1933/34 Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem, Abt. VI. Rep. 1, Nr. KWI-Anthrop I/4a
Das zweite Bild ist das Foto einer Frau mit dunkler Hautfarbe, der Doktorandin Irawati Karvé. Sie steht neben einem Tisch mit einer Reihe von Totenköpfen.
Irawati Karvé mit menschlichen Schädeln im „Auspackraum“ des Instituts, ohne Datum Privatarchiv Irawati Karvé/Urmilla Deshpande

DachgeschossEntmenschlichung