Im Dach-Geschoss des Instituts wurden
die Sammlungen aufbewahrt:
In den Schränken lagen Schädel und Skelette von Menschen.
Auch Gips-Abdrucke von Körper-Teilen gab es.
Mit dieser Sammlung arbeiteten die Wissenschaftler*innen.
Sie forschten zum Beispiel daran, was vererbt wird.
Dabei ging es um Krankheiten und Behinderungen.
Aber auch um Eigenschaften vom Körper wie die Kopf-Form.
Die Wissenschaftler*innen versuchten damit auch, Menschen einzuteilen.
Zum Beispiel in Rassen.
Auf dem Foto sieht man Irawati Karvé.
Sie war Wissenschaftlerin am Institut.
Bei ihrer Forschung hat sie die Größe und Form von
Menschen-Schädeln verglichen.
So untersuchte sie, ob man an den Schädeln
unterschiedliche Rassen erkennen kann.
Auf dem Foto liegen viele Schädel nebeneinander.
Sie erinnern nicht mehr an die einzelnen Menschen,
zu denen sie gehört haben.
Diese Menschen hatten Gefühle,
Gedanken und eine Lebens-Geschichte.
Im Institut wurden die Schädel wie Gegenstände
ohne Würde behandelt.
Die Körper-Teile waren oft durch Unrecht in das Institut gekommen.
Die Menschen oder ihre Angehörigen waren nicht einverstanden.
Oder sie wurden gar nicht gefragt.
Und sie wollten wahrscheinlich auch nicht,
dass ihre Körper-Teile nach dem Tod fotografiert werden.
Wir zeigen das Foto trotzdem, um an das Unrecht zu erinnern.
Deutschland hat früher einige Teile von Afrika,
Asien und den Pazifik-Inseln beherrscht.
In dieser Zeit haben Deutsche diese Länder und
die Menschen ausgenutzt.
Sie haben auch Menschen umgebracht.
Wissenschaftler*innen haben die toten Körper manchmal
mit nach Deutschland genommen.
Als später die National-Sozialisten an der Macht waren,
haben sie auch Menschen ausgenutzt und umgebracht.
Sie haben Experimente mit ihnen gemacht.
Und ihre Körper für die Forschung benutzt und gesammelt.
So sind viele Körper-Teile in die Sammlung vom Institut gekommen.
Das war damals in Deutschland erlaubt.
Heute beurteilt man es anders: Es war ein Verbrechen.
In der Sammlung waren auch die Knochen von Uikabis und Nabnas.
Die beiden Frauen stammten aus Namibia in Afrika.
Wir wissen nur wenig über sie.
Und wir haben kein Foto von ihnen.
Deshalb zeigen wir hier nur zwei Umrisse.
Sie haben in Namibia für einen deutschen Bauern gearbeitet.
Damals hat Deutschland Teile von Afrika beherrscht.
Viele Menschen dort mussten hart arbeiten.
Sie wurden schlecht behandelt.
Im Jahr 1906 sind Uikabis und Nabnas weggelaufen.
Ihr deutscher Chef hat sie suchen lassen.
Für ihn waren die beiden sein Eigentum.
Uikabis und Nabnas wurden nach kurzer Zeit
gefunden und umgebracht.
Der deutsche Bauer ist deshalb vor Gericht gekommen.
Er hatte auch noch andere Menschen getötet oder töten lassen.
Deshalb musste er für einige Jahre ins Gefängnis.
Die Körper der beiden Frauen wurden als Beweise aufgehoben.
Später sind sie in die Berliner Universität gekommen.
Von dort kamen sie in die Sammlung vom Institut.
Auf dem Foto sehen Sie 21 Kisten mit Körper-Teilen von verschiedenen Menschen.
Sie stammten alle aus Namibia in Afrika.
Ein deutscher Forscher hatte ihre Körper in ein Museum
nach Berlin geholt.
Ab 1927 waren sie in der Sammlung des Instituts.
In 2 Kisten sind die Körper von Uikabis und Nabnas.
Im Jahr 2014 wurden sie zurück nach Namibia gebracht.
Jetzt sind die Überreste der Menschen wieder in ihrer Heimat.
Und die Menschen in Namibia können dort um ihre Angehörigen trauern.
Durch das Fenster kann man das Außen-Gelände sehen.
Dort war früher der Hinterhof vom Institut.
2014 wurden dort zufällig Knochen gefunden.
In den Jahren danach wurde weiter gegraben.
Es wurden 16.000 kleine Knochen-Teile von Menschen gefunden.
Und auch viele Knochen-Teile von Tieren.
Die Menschen-Knochen stammen wahrscheinlich
aus der Sammlung vom Institut.
So wie die Knochen von Uikabis und Nabnas.
Wir wissen nicht, welche Menschen auf dem Gelände
vergraben waren.
Ihre Knochen sind jetzt auf dem Waldfriedhof Dahlem beerdigt.
Die Bilder sind von:
Fritz Brunier Fotografie
Privatarchiv Irawati Karvé/Urmilla Deshpande
Marion Reis
EPA/Soeren Stache