Das Institut wollte die deutsche Regierung unterstützen.
Am Institut wurde erforscht, wie Vererbung funktioniert.
Es ging auch darum, wer Kinder kriegen sollte und wer nicht.
Die Regierung machte daraus Gesetze.
Denn die Regierung hatte das Ziel, dass in Deutschland nur gesunde und hellhäutige Menschen leben sollten.
Kranke Menschen oder Menschen mit Behinderung
sollten nicht leben.
Das Institut bekam von der Regierung Geld für seine Forschung.
Im Institut gab es auch Weiterbildungen.
Sie waren für Ärzt*innen und Beamt*innen.
Die Wissenschaftler*innen erklärten ihnen, was vererbt wird.
Und welche Menschen ihrer Meinung nach Kinder bekommen
sollten und welche nicht.
Die Weiterbildungen waren in einem großen Raum
im Erd-Geschoss der Ihnestraße 22.
Den Raum gibt es heute noch.
Sie sehen ihn auf dem Foto.
Die Wissenschaftler*innen am Institut haben mitentschieden,
wer Kinder kriegen durfte und wer nicht.
Der Mitarbeiter Hermann Muckermann arbeitete zum Beispiel
mit an einem Vorschlag für ein Gesetz.
In dem Gesetz gab es eine Liste mit Erb-Krankheiten.
Wer eine von diesen Erb-Krankheiten hatte,
konnte sterilisiert werden.
Die National-Sozialisten machten das Gesetz später strenger:
Wenn jemand eine Erb-Krankheit hatte,
konnte er zu einer Sterilisation gezwungen werden.
Ein Gericht hat dann entschieden, wer sterilisiert wurde.
Zwei Wissenschaftler aus dem Institut waren als Ärzte dabei und
haben mitentschieden.
Auf der Grundlage von diesem Gesetz wurden ungefähr
400.000 Menschen sterilisiert.
Auch andere Menschen wurden gegen ihren Willen sterilisiert.
Wenn ihre Vorfahren aus Afrika oder Asien kamen.
Sie sollten keine Kinder bekommen.
So verfolgten die National-Sozialisten ihr Ziel:
Die deutsche Bevölkerung sollte gesund und hellhäutig sein.
Agnes W. wurde 1894 in Berlin geboren.
Sie ging nur bis zur 4. Klasse in die Schule.
Dann wurde der Unterricht zu schwer für sie.
Sie hat in Fabriken gearbeitet.
Agnes hat geheiratet und Kinder bekommen.
Als sie 41 Jahre alt war, untersuchte sie ein Arzt.
Er glaubte, dass sie seit ihrer Geburt wenig intelligent war.
Deshalb hat er entschieden: Agnes soll sterilisiert werden.
Sie sollte keine Kinder mehr bekommen,
die vielleicht nicht intelligent sind.
Agnes W. hat sich dagegen gewehrt.
Sie schrieb an das Erb-Gesundheits-Gericht:
Ich komme zurecht im Leben.
Ich kann meine Kinder gut großziehen.
Ich will nicht sterilisiert werden.
Trotzdem wurde sie am 7. Mai 1935 sterilisiert.
Wolfgang Abel war Mitarbeiter am Institut.
Er hatte Medizin studiert.
Abel war Mitglied bei den National-Sozialisten.
Schon als Student war er überzeugt von ihren Ideen.
Am Institut forschte er daran,
wie sich das Aussehen von Köpfen und Gesichtern vererbt.
Damit wollte er die Menschen in verschiedene Rassen einteilen.
1933 hat Abel einige Kinder untersucht.
Sie hatten deutsche Mütter.
Ihre Väter stammten aus Afrika oder Asien.
Sie waren als Soldaten in Deutschland gewesen.
Abel wollte keine Kinder mit dunkler Haut in Deutschland haben.
Er sagte: Diese Kinder sind nicht gesund und kräftig.
Und sie sind nicht so klug wie Kinder mit heller Haut.
Das sollen sie nicht weitervererben.
Deshalb müssen sie sterilisiert werden.
Also operiert, so dass sie keine Kinder bekommen können.
Deshalb wurden ungefähr 400 Kinder sterilisiert.
Obwohl sie das nicht wollten.
Und obwohl es nicht stimmte, was Abel über sie gesagt hat.
Auf dem Foto sieht man oben die Schwestern Erna und Hildegard.
Unten sieht man die Schwestern Irmgard und Susanne.
Wolfgang Abel hat sie untersucht.
Mindestens 3 von ihnen wurden sterilisiert.
Also operiert, so dass sie keine Kinder bekommen konnten.
Diese Fotos hat Abel gemacht.
Sie erinnern an Fotos, die von Verbrechern gemacht werden.
Aber die Kinder waren keine Verbrecher.
Deshalb haben wir sie mit rotem Glas abgedeckt.
Auch Josef Kaiser wurde sterilisiert, obwohl er das nicht wollte.
Hier erzählen wir seine Geschichte.
Josef Kaiser wurde 1921 geboren.
Sein Vater stammte aus Madagaskar in Afrika.
Josef hatte dunkle Haut.
Deshalb sollte die Mutter Josef und seine Schwester
sterilisieren lassen.
Die National-Sozialisten wollten sie dazu zwingen.
Josef wollte das nicht und ist deshalb weggelaufen.
Die Polizei hat ihn gesucht und gefunden.
Er wurde sofort sterilisiert, obwohl er es nicht wollte.
Eugen Fischer war der erste Direktor vom Institut.
Er hatte sein Büro im Erd-Geschoss.
Fischer hat entschieden, was im Institut geforscht wurde.
Er hat sich auch danach gerichtet, was die Regierung wollte.
Fischer dachte, dass es bei Menschen verschiedene Rassen gibt.
Und dass sich die Rassen nicht vermischen sollen.
Deshalb forschte er zum Beispiel an Menschen aus Namibia.
Er untersuchte 300 Menschen.
Sie hatten Vorfahren mit dunkler und mit heller Haut.
Dabei wollte er herausfinden, wie sich das Aussehen vererbt.
Heute wissen wir, dass seine Ergebnisse falsch waren.
Und dass es bei Menschen keine Rassen gibt.
Ab 1933 waren in Deutschland die National-Sozialisten an der Macht.
Eugen Fischer hat mit ihnen zusammen gearbeitet.
Adolf Hitler machte Fischer zum Leiter der Berliner Universität.
1940 ist Fischer in die Partei der National-Sozialisten eingetreten.
Das Foto zeigt ihn in seinem Büro.
Die Bilder sind von:
Fritz Brunier Fotografie
Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem, Abt. VI., Rep. 1, KWI-Anthrop II/14
Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin / Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie, Bd. 36, H. 2 (1937), pp. 311-329, hier Tafel LII
Privatarchiv Herta Kaiser/Michael Lauter
Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem, Abt.VI., Rep. 1, Fischer, Eugen I/7