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OBER-GESCHOSS

Wissenschaftler*innen haben Menschen ausgenutzt

1933 kamen in Deutschland die National-Sozialisten an die Macht.
Sie entschieden, wer in Deutschland leben durfte.
Sie ermordeten viele Menschen.
Dazu gehörten Menschen, die als Juden und Jüdinnen verfolgt wurden, dunkelhäutige Menschen und Menschen mit Behinderung.
Auch Menschen aus der Gruppe der Sinti*zze und
Rom*nja gehörten dazu.
In Deutschland hatten viele Menschen Vorurteile gegen
Sinti*zze und Rom*nja.
Sie wurden oft schlecht behandelt.
Die National-Sozialisten haben viele von ihnen ermordet.

Es gab noch mehr Gruppen, die die National-Sozialisten
schlecht behandelt und getötet haben.
Sie bauten Lager für die Menschen aus diesen
verschiedenen Gruppen.
Sie wurden dort eingesperrt und gequält.
In Auschwitz war auch ein großes Lager.
Der Ort gehört heute zu Polen.
Viele sind dort getötet worden.

Die Wissenschaftler*innen vom Institut brauchten Menschen
für ihre Forschung. 
Aus den Lagern haben sie Körper-Teile von getöteten Menschen und Blut-Proben von lebenden Menschen bekommen.
Und sie konnten Experimente an den Gefangenen machen lassen.
Denn die Menschen in den Lagern hatten keine Rechte mehr. 
Das haben die Wissenschaftler*innen ausgenutzt.

Das Foto zeigt den Zaun des Lagers in Auschwitz heute.
Dort ist jetzt ein Erinnerungs-Ort.

Foto von einem hohen Zaun aus Stachel-Draht. Dahinter sind eine Wiese und flache Häuser.

Die Geschichte von Opfern:
Familie Mechau

Foto der Familie Mechau. 13 erwachsene und minderjährige Personen stehen oder sitzen vor einem Haus und blicken zur Kamera.

Die National-Sozialisten wollten Menschen
wie die Familie Mechau töten.
Sie wurden als Sinti*zze verfolgt.

Viele aus der Familie kamen in das Lager in Auschwitz.
Dort machten Ärzte Experimente mit ihnen.
Es ging zum Beispiel um ihre Augen-Farben.
Die Wissenschaftler*innen wollten herausfinden,
wie sich die Augen-Farbe vererbt.
Einige der Familien-Mitglieder hatten zwei verschiedenfarbige Augen.
Später wurden viele aus der Familie in Auschwitz ermordet.
Ihre Augen wurden danach an das Institut geschickt.
Dort wurden sie untersucht.

Die Geschichte einer Täterin:
Karin Magnussen

Foto von einer Frau mit heller Haut, Karin Magnussen. Sie trägt einen weißen Kittel und schaut lächelnd in die Kamera.

Karin Magnussen war Wissenschaftlerin am Institut.
Sie forschte daran, wie sich die Augen-Farbe entwickelt.
Dazu machte sie Experimente.
Zuerst an Kaninchen, später an Menschen.

Karin Magnussen war Mitglied bei den National-Sozialisten.
Sie hat Menschen in den Lagern für Experimente ausgenutzt.
Auch Mitglieder der Familie Mechau.

Nachdem die National-Sozialisten besiegt waren,
änderte sie ihre Meinung nicht. 
Sie hat nicht eingesehen, dass ihre Forschung an Menschen
ein Verbrechen war.

Wissenschaftler*innen am Institut suchten nach Menschen-Rassen

Die Wissenschaftler*innen am Institut dachten,
dass es bei Menschen verschiedene Rassen gibt.
Und dass einige Rassen mehr wert sind als andere.
Sie dachten: Menschen mit heller Haut sind klüger, 
gesünder und wertvoller als alle anderen.

Die Wissenschaftler*innen wollten die Menschen
in die verschiedenen Rassen einteilen.
Sie forschten daran, wie sie das machen können.
Zum Beispiel wegen des Aussehens.
Aber auch wegen der Kopf-Form.
Heute wissen wir: Bei Menschen gibt es keine Rassen.

Die Geschichte von einem Opfer:
Heinz Alexander

Heinz Alexander wurde 1911 in Frankfurt am Main geboren.
Seine Eltern waren früher Juden gewesen.
Lange vor der Geburt von Heinz Alexander wurden sie Christen.
Für die Nationalsozialisten ging es aber nicht darum,
an welche Religion die Menschen glaubten. 
Sondern ob ihre Vorfahren Juden waren.
Deshalb sagten sie: Heinz Alexander und seine Eltern
sind auch Juden.

Als Heinz Alexander 19 Jahre alt war,
lernte er eine Frau kennen.
Sie hatten eine Beziehung miteinander.
1937 kam er deshalb vor Gericht.
Die National-Sozialisten hatten ein Gesetz aufgestellt.

Darin stand, dass jüdische Menschen nur mit anderen jüdischen Menschen zusammen sein durften.
Nach diesem Gesetz war Heinz Alexander Jude und
seine Freundin nicht. 
Ihre Beziehung war deshalb verboten.
Heinz Alexander sollte deswegen ins Gefängnis kommen.

Vor dem Gericht sagte Heinz Alexander:
Ich bin kein Jude, denn mein Vater ist auch keiner.
Deswegen bin ich unschuldig.

Das Gericht hat einen Wissenschaftler beauftragt.
Er sollte beweisen, ob Heinz Alexander Jude war oder nicht.
Der Wissenschaftler war Otmar von Verschuer vom Institut.
Er sagte: Heinz Alexander ist Jude.
Deshalb hat das Gericht entschieden: Heinz Alexander ist schuldig.

Bevor er ins Gefängnis musste, konnte er nach Brasilien fliehen.
Dort hat er später geheiratet und Kinder bekommen.
Auf dem Foto sieht man ihn bei seiner Hochzeit im Jahr 1946.

Foto einer großen Menschengruppe, die festlich gekleidet ist. In der Mitte steht ein Brautpaar, umgeben von einigen großen Blumensträußen.

Er hat erfolgreich als Architekt gearbeitet.
1993 ist Heinz Alexander in Brasilien gestorben.

Die Bilder sind von:
Fritz Brunier Fotografie
Barry Mason/Alamy Stock Foto
Privatarchiv Hugo Mechau/Sammlung Günter Heuzeroth
Privatarchiv Hans Hesse
Familienarchiv Stefan Alexander