Bis zu 50 Wissenschaftler*innen haben am Institut geforscht.
Das Institut wollte die deutsche Regierung unterstützen.
Und die Regierung wollte Unterstützung vom Institut.
Die Wissenschaftler*innen forschten an Menschen und Tieren.
Es ging vor allem um die Frage, was vererbt wird.
Die Wissenschaftler*innen haben an den Gesetzen
der Regierung mitgearbeitet.
Während es das Institut gab,
wechselte die Regierung in Deutschland.
Beide Regierungen hatten menschenfeindliche Ziele:
Wer schwach, krank oder nicht hellhäutig war,
sollte keine Kinder kriegen.
Ab 1933 waren die National-Sozialisten an der Macht.
Sie machten die Gesetze noch strenger und menschenfeindlicher.
Die Forschung am Institut hat daran mitgearbeitet.
Durch die Forschung am Institut wurden bestimmte
Menschen ausgeschlossen.
Zum Beispiel weil sie eine Krankheit oder Behinderung hatten.
Oder weil sie dunklere Haut hatten.
Viele Menschen wurden auch als Juden und
Jüdinnen ausgeschlossen.
Die National-Sozialisten hatten Gesetze aufgestellt,
wer als Jüdin oder Jude verfolgt wurde.
Es ging nicht darum, ob sie an die jüdische Religion glaubten.
Oder ob sich die Menschen selbst als Jude oder Jüdin fühlten.
Die National-Sozialisten sagten: Wer jüdische Vorfahren hat, ist Jude.
Für die National-Sozialisten waren Juden und Jüdinnen
eine eigene Rasse.
Sie sagten: Juden und Jüdinnen sind gefährlich und
müssen bekämpft werden.
Die Wissenschaftler*innen am Institut versuchten,
Menschen in Gruppen einzuteilen wegen ihrer Gene.
Sie forschten mit modernen Methoden.
Ihr Ziel war es aber nicht, Menschen zu helfen oder zu heilen.
Es ging darum, dass nur bestimmte Menschen Kinder
kriegen sollten.
Denn die Bevölkerung in Deutschland sollte gesund und
hellhäutig sein.
Die Wissenschaftler*innen teilten die Menschen in zwei Gruppen:
Es ging dabei nur um bestimmte Behinderungen:
Behinderungen, von denen die Wissenschaftler*innen glaubten,
dass sie vererbt werden.
Die Wissenschaftler*innen wollten den Menschen aber nicht helfen.
Menschen mit Behinderung waren für sie nicht wertvoll.
Sie sollten deshalb keine Kinder bekommen.
Denn die Kinder könnten dann auch eine Behinderung haben.
Die Wissenschaftler*innen hatten eine falsche Idee
von Behinderung.
Wenn Menschen es in der Schule oder bei der Arbeit schwer hatten, sagten die Wissenschaftler*innen:
Dieser Mensch ist erbkrank.
Er hat eine Behinderung geerbt.
Dann sind diese Menschen oft in Heime gekommen.
Dort wurden sie schlecht behandelt.
Hildegard B. war eine von ihnen.
Hildegard B. wurde 1922 in Berlin geboren.
Sie hatte eine schwierige Kindheit:
Ihre Mutter fand sie unruhig und trotzig,
deshalb sollte Hildegard in ein Heim.
Ihr Stief-Vater hat ihr wehgetan.
Die Familie war arm.
Mit 12 Jahren untersuchte ein Arzt Hildegard.
Sein Ergebnis: Er hielt Hildegard für wenig intelligent
seit ihrer Geburt.
Wie intelligent sie wirklich war, wissen wir nicht.
Hildegard wurde in ein Heim für psychisch kranke
Menschen gebracht.
Sie wollte nicht dorthin.
Ein Forscher aus dem Institut untersuchte sie: Georg Geipel.
Er hat diesen Abdruck von ihren Händen untersucht.
Geipel glaubte: Man kann an den Hand-Linien
Erb-Krankheiten und Behinderungen erkennen.
Heute weiß man, dass das nicht stimmt.
Im Heim wurde Hildegard operiert, obwohl sie das nicht wollte.
Sie wurde sterilisiert, so dass sie keine Kinder bekommen konnte.
Nach der Operation hatte sie lange Zeit starke Schmerzen.
Sie wollte das Heim verlassen, aber sie durfte nicht.
Stattdessen kam sie in andere Heime.
Wahrscheinlich wurde Hildegard B. dann umgebracht.
Es gab eine Aktion von der Regierung,
bei der Menschen mit Behinderung getötet wurden.
Das war vor über 70 Jahren.
Diese Fotos wurden gemacht, als Hildegard B. ins Heim kam.
Sie erinnern an Fotos, die von Verbrechern gemacht werden.
Hildegard B. wollte sich wahrscheinlich nicht so fotografieren lassen.
Und auch nicht dass man ihre Handabdrucke untersucht.
Deshalb haben wir auf die Fotos ein rotes Glas gemacht.
So kann man die Bilder sehen, aber nicht gut erkennen.
Am Institut wurde geforscht, wie Vererbung funktioniert.
Die Wissenschaftler*innen wollten herausfinden:
Was vererben Eltern an ihre Kinder?
Und diese Kinder dann wieder an ihre Kinder?
Zum Beispiel beim Aussehen oder bei Krankheiten.
Und was ist nicht vererbt, sondern entwickelt sich im Leben?
Zum Beispiel dadurch, was man arbeitet.
Oder wie man sich ernährt und wie viel man sich bewegt.
Am Institut forschten Wissenschaftler*innen viel an Zwillingen.
Damals dachten die Wissenschaftler*innen:
Eineiige Zwillinge haben die gleichen Gene.
Also die gleichen Erb-Anlagen.
Was bei ihnen gleich ist, ist vererbt.
Was unterschiedlich ist, hat sich im Leben entwickelt.
Auf dem Foto sieht man,
wie ein Zwillings-Paar nach einander im Institut fotografiert wird.
Für die Zwillings-Forschung gab es ein eigenes Zimmer im Institut.
Die Zwillinge wurden fotografiert und untersucht.
Ihre Körper wurden ausgemessen.
Alles wurde aufgeschrieben.
Auf dem Foto sieht man Otmar von Verschuer.
Er war Wissenschaftler am Institut.
Er sammelte Informationen von über 700 Zwillingen.
Die Informationen wurden in den Schubladen
sortiert und gesammelt.
Das Institut war in vielen Ländern für die
Zwillings-Forschung bekannt.
Otmar von Verschuer leitete die Abteilung
für menschliche Erb-Lehre.
Damals wusste man noch nicht viel darüber,
wie Vererbung funktioniert.
Verschuer wollte es herausfinden.
Dafür hat er das Aussehen von Menschen beobachtet und miteinander verglichen.
Das ging besonders gut mit Zwillingen.
Auf dem Bild vergleicht Verschuer die Augen-Farbe der Kinder.
Er benutzt dafür eine Augenfarb-Tafel.
Wer die Kinder auf dem Bild sind, wissen wir nicht.
Mit der Zwillings-Forschung wollte er beweisen,
dass viele Eigenschaften vom Körper vererbt werden.
Seine Forschung über die Vererbung war die Grundlage
für politische Entscheidungen und Gesetze.
Wer zum Beispiel krank, behindert oder dunkelhäutig war,
sollte das nicht weitervererben.
Das hatte schlimme Folgen für viele Menschen.
Otmar von Verschuer war auch bei einem Gericht dabei.
Dort wurde entschieden, ob jemand sterilisiert werden sollte.
Er war mit dafür verantwortlich,
dass Menschen gegen ihren Willen sterilisiert wurden.
Ab 1942 war er der Direktor vom Institut.
Er hat mit seiner Arbeit vielen Menschen geschadet.
Dafür ist er nicht bestraft worden.
Er lebte nach dem Krieg noch 24 Jahre.
Nachdem die National-Sozialisten besiegt waren,
arbeitete er weiter als Professor in Münster.
Er ist 1969 gestorben.
Die Bilder sind von:
Fritz Brunier Fotografie
Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Nachlass Geipel, Abt. III, Rep. 048/036, Nr. 235 und 233
Bundesarchiv, Berlin, Sign. R179, 6327
ullstein bild
Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem, Abt. VI., Rep. 1, Verschuer, Otmar von I/7
Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem, Abt. VI., Rep. 1, Verschuer, Otmar von I/2
Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin-Dahlem, Abt. VI., Rep. 1, Verschuer, Otmar von II/4